WDR-Radio-Reportage vom 18. November 2018: "Arbeitsplätze wichtiger als der Weltfrieden?“
Dechant Walter Fuß (seit Nov 2019 im Ruhestand) und Pastoralreferentin Veronika Rass äußerten sich in dieser TV-Reportage im Herbst 2018 klar und deutlich -
unter Berufung auf (a.) Papst Franziskus, (b.) Bischof Ackermann und (c.) den Evangelisten Johannes - GEGEN DIE US-ATOMBOMBEN, DIE IN BÜCHEL STATIONIERT SIND.
Samstag, 2. Juli 2022, Rhein-Zeitung Kreis Cochem-Zell 02.07.2022 / Lokales Friedens-David gegen Atom-Goliath
Wer heutzutage für Frieden und atomare Abrüstung einsteht, hat es schwer, durchzudringen, ohne mundtot gemacht zu werden. Man steht ständig unter Druck, sich positionieren zu müssen. Und zwar auf der „richtigen” Seite: Nuklearwaffen seien ein Sicherheitsgarant und Teil der Abwehrstrategie gegen den Krieg, und es darf sich nur in Sicherheit wägen, wer glaubhaft mit gegenseitiger Vernichtung droht. Wenn man sich intensiver mit der Materie auseinandersetzt, dämmert es einem, dass das Gegenteil der Fall ist: Die Ausweitung der Abschreckung hat Putins Aggressionskrieg mit ermöglicht, und es handelt sich beim Krieg gegen die Ukraine um einen atomwaffengesicherten Angriffskrieg. Die Nuklearmacht Russland verschafft sich Raum für einen konventionellen Krieg, in dem sie die Nuklearmacht USA und deren Verbündete unter Androhung einer nuklearen Eskalation von einem direkten Eingriff abhält. Papst Franziskus verurteilt die Drohung mit Atomwaffen als unmoralisch und äußerst gefährlich in einem Brief an die Teilnehmer der Internationalen Anti-Atomwaffen-Konferenz die in Wien stattfand, und mahnt: „Der Heilige Stuhl hat keine Zweifel, dass eine Welt frei von nuklearen Waffen nötig und möglich ist.“ Vom 21. bis 23. Juni 2022 wurden ohne großes Aufsehen auf dem Weg zur weltweiten nuklearen Abrüstung von der ersten Staatenkonferenz des AVV Atomwaffenverbotsvertrags bedeutende konkrete Schritte unternommen, sodass selbst traditionell eingestellte Diplomaten von historischen Entscheidungen gegen das nukleare Damoklesschwert sprachen. Mit der Verabschiedung der vielleicht schärfsten Verurteilung nuklearer Bedrohungen, die jemals auf einer UN-Konferenz beschlossen wurde, zeigt man die Richtung auf: „Wir verurteilen unmissverständlich alle nuklearen Drohungen, ob explizit oder implizit und unabhängig von den Umständen.” Und weiter: „Wir werden nicht aufhören, bis der letzte Staat dem Vertrag beigetreten ist, der letzte Sprengkopf abgebaut und zerstört wurde und die Atomwaffen vollständig von der Erde verschwunden sind” (Wiener Erklärung “Unser Engagement für eine atomwaffenfreie Welt” vom 23. Juni 2023). Jahrzehntelang waren christliche Aktivisten an vorderster Stelle, wenn es um die Mahnung zur Abschaffung von Atomwaffen ging. Die Erklärung von Wien schafft eine neue globale Vernetzung von Friedensbewegten, die sich des Atomwaffenverbotsvertrags bedient und Überlebende der Atomwaffenversuche und der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki, Staaten, Wissenschaftler, Parlamentarier, junge Menschen und Finanzinstitutionen einschließt. In diesem Netz werden wir als Christen stets an Gottes Verheißung des Friedens erinnern: Er sorgt für die Durchsetzung des Rechtes und bringt umfassenden Frieden mit sich, einen Frieden nicht nur für die Menschenwelt, sondern für die ganze Schöpfung. Veronika Raß, Pastoralreferentin und Volker Dressel, http:// crossmedia. rheinzeitung. net/ mediaproxy/ foto/ highres/ 1910170869/
MITSCHRIEB, Minute 10:49 bis 15.00 [Anmerkung: Dechant Walter Fuß; damals war er noch nicht im Ruhestand. Die Redaktion.]
Dechant Fuß „Vieles, was wir tun, tun wir rein mechanisch, ohne zu überlegen – auch für den Frieden beten, in Fürbitten. Wir haben aber letzten Endes nicht mehr eine sich daraus ergebende Konsequenz vor Augen. Das ist ´ne Haltung, die ich leider in unserem katholisch praktizierten Glauben oftmals wahrnehme.“
Walter Fuß ist Dechant und damit oberster Dienstherr des Dekanats in Cochem mit seinen überaus vielen Gläubigen. Knapp 80% der 62.000 Einwohnerinnen und Einwohner des Landkreises Cochem-Zell sind katholisch. Der Dechant und seine Pastoralreferentin Veronika Rass treffen sich häufig im Gemeinderaum in Ulmen. Im Vorraum hängt neben dem Bild des Trierer Bischofs Ackermann ein Portrait von Papst Franziskus, der den Besitz von Atomwaffen und das globale Wettrüsten schon mehrfach verurteilt hat. Die Kirche müsse sich dagegen einsetzen, meint auch Dechant Fuß:
„Das hat unser Bischof ja auch als Vorsitzender der Kommission Justitia et Pax getan, was hier nicht unbedingt auf Gegenliebe gestoßen ist. Also da waren sehr viel Menschen auch ungehalten. Er hat es dennoch getan. Ich brauch´ auch nicht unbedingt einen Papst Franziskus, der mir sagt, dass der mir sagt, dass er gegen die Atomwaffen ist; das steht in der Heiligen Schrift drin. Wenn Jesus im Johannes-Evangelium sagt, im 10. Kapitel: `Ich will das sie das Leben haben, und es in Fülle haben.´“
Hier in der Eifel muss der Seelsorger, etwa wenn er im Sinne der Friedensbewegung predigt, mit Gegenwind rechnen. „Ich tu das, von Zeit zu Zeit, werde dann auch angefeindet. [Dennoch ist es meine Meinung, dass] das Leben mit Christus und das Evangelium mit Atomwaffen nicht vereinbar ist. Und dass wir uns davon distanzieren müssen. Wenn ich das so sage, krieg´ ich als Reaktion, ich hätte das nicht alles im Blick, was ich dabei im Blick haben müsste. Oder hier hängen Arbeitsplätze dran. Oder ehemalige Bundeswehrsoldaten, die dann kirchlich engagiert sind [sagen], dass es eben der Abschreckung dient; … ich kann es von Zeit zu Zeit immer noch einmal wiederholen, letzten Endes überzeugt bekomme ich die Menschen nicht, weil hier ihre Existenz dranhängt.“
Zuständig für die Friedensarbeit in den katholischen Gemeinden ist vor allem die Pastoralreferentin Veronika Rass. Mit einer Handvoll Menschen aus der Region und einigen Auswärtigen hat sie im Sommer 2016 direkt vor dem Haupteingang des Fliegerhorstes einen Bildstock eingeweiht. Es ist eine kaum noch praktizierte, jahrhundertealte Tradition bei Sorge um den Frieden und großer Gefahr solche religiösen Kleindenkmäler errichten. Eingraviert auf eine Schiefertafel zeigt dieser Bildstock Jesus, der ein Gewehr zerbricht. Mit der Bildunterschrift: „Atomwaffen sind ein Verbrechen gegen Gott und die Menschheit.“
[Veronika Rass:] „In dieser Feier zur Einweihung dieses Bildstocks, der ja von Pax Christi und vom Internationalen Versöhnungsbund errichtet wurde, hab´ ich das Wort ergriffen und meinen Respekt und meine Hochachtung denen zum Ausdruck gebracht, die seit 20 Jahren demonstrieren gegen Atomwaffen.“
Auch Elke Koller war dabei, die schon vielen Jahren Mitglied des Internationalen Versöhnungsbundes ist. Dass die Anwesenden und ihr Engagement ein Jahr später eine hohe Auszeichnung bekommen, hat die Pastoralreferentin begeistert.
[Veronika Rass:] „Und heute stehe ich hier, und sage, ich beglückwünsche Euch, ich gratuliere Ihnen zur Verleihung – zu dieser Auszeichnung, zur Verleihung des Friedensnobelpreises. Und die Menschen, die an dem Tag dort zusammenkamen, die zum Internationalen Versöhnungsbund gehören, sind Teil von ICAN.“
Viele Gemeindemitglieder gibt es nicht, die die Begeisterung der Pastoralreferentin für die Vergabe des Friedensnobelpreises 2017 an ICAN teilen…