Pressemitteilung: Lernen aus dem Leid: Atomwaffen-Stützpunkt Büchel blockiert! Neun Mitglieder des bundesweiten Pazifik-Netzwerkes e.V. machten am gestrigen Mittwoch, den 22. Mai
2019, und heute früh insgesamt drei Mal die Hauptzufahrt des Bundeswehr-Luftwaffen-Stützpunktes Büchel dicht.
Morgens wurden die Militärangehörigen beim Dienstantritt gehindert und nachmittags zum Dienstende!
Auf dem Fliegerhorst Büchel sind ca. 20 U.S. Atombomben stationiert. Sie müssen im Ernstfall auf Anordnung des US-Präsidenten im Rahmen der NATO von deutschen Piloten abgeworfen werden.
Unsere Aktionen sind Teil der aus 68 Gruppen bestehenden Kampagne „Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt“, die im vierten Jahr 20 Wochen lang hier protestieren.
Für das Pazifik-Netzwerk ist die weltweite nukleare Abrüstung von besonderer Bedeutung. Der Verein entstand in den 1980er Jahren, in einer Zeit als Informationen über die verheerenden Folgen der
Atombombentests im Pazifik nach Europa gelangten. Auf den Marshall-Inseln (u.a.
Bikini-Atoll) hatten die USA mit 67 oberirdischen Atomexplosionen die Inselbewohner schwerst radioaktiv verseucht. In Französisch-Polynesien wurden von Frankreich fast 200 Bomben gezündet.
Persönliche Begegnungen mit Überlebenden haben unser Engagement verstärkt. So bat Lijon Eknilang aus den Marshall-Inseln darum, alles Menschenmögliche zu tun, „um zu verhindern, dass sich die
Leiden, die wir Marshallesen durchgemacht haben, in irgendeinem Land der Welt wiederholen.“ Aktuell rüsten alle Atommächte wieder auf. Wir blockieren in Büchel auch, weil ein neuer Prototyp, die
B61-12 Atombombe, in den USA ab dem Jahr 2020 in Produktion geht und ab 2024 hier stationiert werden soll.
Dieser neue Bombentyp ist für regional begrenzte Einsätze konzipiert, wodurch die Schwelle für einen Einsatz gesenkt wird. Wir wollen nicht, dass sich das unvorstellbare Leid der Menschen im
Pazifik wiederholt.
Daher verleihen wir mit unseren Aktionen des Zivilen Ungehorsams unseren Kampagnen-Forderungen Nachdruck. Wir fordern von unserer Regierung: 1.
Abzug der letzten U.S. Atomwaffen aus Büchel/Deutschland, 2. keine nukleare Aufrüstung (keine B61-12 Atombomben) und 3. die Unterzeichnung und Ratifizierung des Atomwaffenverbots-Vertrages.
Büchel, den 23. Mai 2019.
www.pazifik-netzwerk.org Ansprechperson Frau Ingrid Schilsky
Pazifik-Netzwerk Frauen blockieren Atomwaffenstandort in der Eifel
Wir, drei Frauen vom Pazifik-Netzwerk, blockierten heute früh, am 15.Mai 2017, für zwei Stunden in Büchel ein Zufahrtstor des Atomwaffenstützpunkts, und zwar in Gedenken an die
Atomtestüberlebenden im Pazifik. Wir erfüllen damit auch das Vermächtnis von Lijon Eknilang von den Marshall-Inseln. Sie bat uns „zu verhindern, dass die Leiden, die wir Marshallesen durchgemacht
haben, sich in irgendeinem Staat der Welt wiederholen.“
Vor etwa 70 Jahren wurden in der Heimat von Lijon Eknilang 67 Atomtests durchgeführt. Die Bevölkerung wurde großflächig verstrahlt. Bis heute kämpfen sie um Anerkennung ihrer Leiden und
Kompensierung.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung erscheint uns ein Engagement wichtig. Zwar hatte der Deutsche Bundestag am 26. März 2010 mit großer Mehrheit die Bundesregierung dazu aufgefordert,
sich in der NATO und bei den USA für den Abzug der letzten Atomwaffen auf deutschen Boden einzusetzen. Doch passiert ist überhaupt nichts, im Gegenteil. An den Verhandlungen über ein
Atomwaffenverbot, die 2017 im UN-Hauptquartier in New York stattfinden, beteiligt sich die Bundesregierung (im Gegensatz zu 132 anderen Staaten) nicht. Und in Büchel in der Eifel wollen die USA
mit den B61-12-Atombomben eine völlig neue Generation von Atomwaffen stationieren, die neben einer flexiblen Einstellung der Sprengkraft über eine digitale Lenkbarkeit ins Ziel verfügen. Damit
sinkt die Hemmschwelle für einen Einsatz.
Wir fordern den Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland und ein Verbot von Atomwaffen weltweit.
Die Aktion fand im Rahmen der 20-wöchigen Aktionspräsenz der bundesweiten Kampagne Büchel ist überall- atomwaffenfrei.jetzt!
SPIEGEL-online, 22.05.2019
Marshallinseln Atomsarg im Pazifik wird undicht
Hochradioaktives Material von Atombombentests wurde in der Südsee vor Jahrzehnten unter einem Betonmantel vergraben. Doch der werde nun brüchig, warnt der UNO-Vorsitzende. Eine oberirdische
Deponie für hochradioaktiven Atommüll auf dem Eniwetok-Atoll, das zu den
Marshallinseln gehört, droht undicht zu werden. Davor warnte Uno-Generalsekretär Antonio Guterres bei einem Besuch auf den Fiji-Inseln. 67 Atombomben hatten die US-Streitkräfte zwischen 1946
und 1958 zu Testzwecken in der Südsee gezündet. Auf die Bevölkerung und Natur in der Region wurde dabei wenig Rücksicht genommen. Der Betonverschluss war in den Siebzigerjahren auf der Insel
Runit im Eniwetok-Atoll errichtet worden, um die Kontamination der Umwelt mit strahlenden Stoffen aus den Atomtests zu verhindern. Unter der behelfsmäßig errichteten Betonkuppel liegen
Zehntausende Kubikmeter Schutt, die mit radioaktivem Plutonium verstrahlt sind. Vor gut 40 Jahren wurden bei Aufräumarbeiten Boden und Asche mit knapp einem halben Meter Beton versiegelt. Die
Kuppel, die den Strahlenmüll "wie in einer Art Sarg" schütze, sei vermutlich bereits Leck geschlagen, sagte der Uno-Generalsekretär während seines Besuchs in Fiji, wie die Nachrichtenagentur AFP
berichtet. Die Radioaktivität drohe in den Pazifik zu gelangen. Die Präsidentin der Marshallinseln, Hilda Heine, habe ihm gegenüber ihre Besorgnis über mögliche radioaktive Leckagen ausgedrückt.
Beim Bau vor mehr als 40 Jahren wurden der Untergrund des Depots nicht versiegelt, die Einrichtung war als vorübergehende Lösung für das Problem geplant. Pläne für ein dauerhaftes Endlager wurden
aber nie weiter verfolgt. Risse im Beton schüren die Sorge, dass auch der Deckel des Atomsargs undicht werden könnte, beispielsweise beim Durchzug eines Tropensturms. Zahllose Inselbewohner waren
Mitte des 20. Jahrhunderts gegen ihren Willen umgesiedelt worden, viele blieben der Radioaktivität der Explosionen ausgesetzt. "Die Konsequenzen waren ziemlich dramatisch für die Gesundheit und
auch für die Meeresumwelt", sagte Guterres . Es bleibe "Vieles zu tun". Konkrete Maßnahmen nannte er nicht.
Hier ist der Atom-Sarg: 11°33'09.0"N 162°20'49.9"E
Derselbe Punkt in anderer schreibweise: 11.552498, 162.347180
Auf google-maps: https://goo.gl/maps/KesHjg8dxjDT7KLk7