9.5.2022 | VOLKSFREUND - ZEITUNG FÜR DEN LANDKREIS VULKANEIFEL | Tarnkappenjets: Büchel wird aufgerüstet | In den Eifeler Fliegerhorst werden rund 260 Millionen Euro investiert | VON ROLF SEYDEWITZ


BÜCHEL | Der Fliegerhorst Büchel in der Eifel wird in den nächsten Jahren für insgesamt 260 Millionen Euro saniert und ausgebaut. Auf dem Luftwaffen-Stützpunkt sollen ab 2026 auch die neuen F-35-Tarnkappenjets stationiert werden. Deren Anschaffung als Ersatz für die in die Jahre gekommenen Tornados hatte die Bundesregierung unlängst angekündigt.

 

Beim sogenannten Familientag des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 auf dem Fliegerhorst war am Wochenende in Büchel ein F-35-Jet zu Gast. Hier werde künftig die Heimat der F-35-Flotte sein, kündigte der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, bei einem Besuch auf dem Stützpunkt an. Wegen des Krieges in der Ukraine sind derzeit F-35-Tarnkappenjets vorübergehend auf den US-Stützpunkt Spangdahlem verlegt. In Büchel (Kreis Cochem-Zell) sollen nach und nach insgesamt 35 F-35-Tarnkappenjets stationiert werden. Zunächst wird allerdings der Flugbetrieb weitgehend eingestellt, die 450 Mitarbeiter des Geschwaders und 25 Tornados sollen wegen der Umbauarbeiten ab Juni vorübergehend ins nordrhein-westfälische Nörvenich verlegt werden. Nur zur Wartung in der Werft kommen die Tornados in die Eifel zurück.

 

Nach einem Bericht des Internetportals Flugrevue werden ab und an auch amerikanische Militärtransporter vom Typ C-17 während der Baumaßnahmen auf den Stützpunkt in der Eifel kommen. Hintergrund: In Büchel sollen US-Atombomben lagern, und das 62. Airlift Geschwader aus Tacoma/Washington ist das einzige Geschwader, das Atombomben und deren Bauteile transportieren darf. Eine offizielle Bestätigung für die in Büchel gelagerten Atombomben gibt es allerdings nicht.

 

Allein im nächsten Jahr sollen auf dem Eifeler Stützpunkt knapp 60 Millionen Euro verbaut und investiert werden. Unter anderem wird auch die Landebahn von Grund auf saniert.

 

Weiter für Irritationen sorgen derweil unterschiedliche Informationen über den von den neuen Tarnkappenjets ausgehenden Fluglärm. Während Verteidigungsstaatssekretär Thomas Hitschler dem örtlichen CDU-Bundestagsabgeordneten Marlon Bröhr unlängst auf dessen Anfrage schrieb, die Lautstärken der Kampfflugzeuge F-35 und Tornado lägen „im Vergleich relativ dicht beieinander“, sagte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kaisersesch, Albert Jung kürzlich der Rhein-Zeitung: Gerade für die Gemeinden im Ein- und Ausflugskorridor von Büchel werde es mit den neuen Jets tendenziell wohl eher lauter.


Tornado-Nachfolge: Atombomber  F18 oder F35?

Stand 14. Januar 2022: Zu den Kampfjets, die angeschafft werden sollen. Alle Berichte deuten m.E. klar darauf hin dass der Eurofighter nur (als Ergänzung zu nuklearfähigen Jets) für elektronische Kampfführung gegen gegnerische Abwehr als Zusatzflugzeug in Frage kommt. Eine Zertifizierung als Nuklearflugzeug wäre zu kompliziert und zu teuer, außerdem müsste eine komplette technische Offenbarung gegenüber den USA erfolgen. Also bleiben F-18 und F-35 zur Auswahl. Die Prüfaufträge dazu werden/sind erteilt. Interessant ist, dass die F-35 schon von allen anderen Teilhabestaaten bestellt oder zumindest der Kauf beschlossen sein soll. Das steht im NATO-Dokument vom 16. April 2019 (Document Number 075DSC19E, Nato Parlamentary Assembly, Autor: Joseph A. DAY), Auszug siehe unten. In diesem Dokument wird nebenbei auch Büchel als Atomwaffenstandort bestätigt. Die F-35 ist als Tarnkappenbomber technisch offensichtlich die bessere Wahl. Die F-18-Entscheidung wäre also eine absolute Ausnahme unter den Teilhabestaaten und eine solche Entscheidung würde dann wohl nur wegen der FCAS-Konkurrenz-Bedenken im Falle der F-35-Beschaffung zustande kommen.

24. Lockheed Martin was awarded the USD350 million contract to adapt the F-35 joint strike fighter to be capable of carrying and firing the new B61-12. To date, Belgium, the Netherlands, Italy, and Turkey15 have chosen the F-35A as the replacement for their dual-capable aircraft (IISS, 2019). Germany has decided to replace its current PA-200 Tornados with the Eurofighter, but it has not announced whether or not it will purchase additional F-35As for its dual-capable mission responsibilities (Andreasen et al., 2018, Source: 075 DSC 19 E | Original: English | 16 April 2019 (bei google Ziffer des Dok. eingeben + NATO bzw. auch als Anhang)


Stand: 29.07.2020, TAGESSCHAU
Greenpeace-Kalkulation US-Jets würden rund acht Milliarden Euro kosten
Die geplante Beschaffung der Bundeswehr von 45 F-18 Kampfjets des amerikanischen Flugzeugbauers Boeing könnte einer Greenpeace-Kalkulation zufolge bis zu acht Milliarden Euro kosten. In Corona-Zeiten sei dies Verschwendung knapper Mittel.
Der vom Verteidigungsministerium angestrebte Kauf von 45 F-18-Kampfflugzeugen des US-Herstellers Boeing könnte einer Schätzung im Auftrag von Greenpeace zufolge etwa acht Milliarden Euro kosten. Das berichtete zuerst die "Süddeutsche Zeitung". Die Kalkulation kommt zu dem Ergebnis, dass für die Beschaffung Kosten von "im Minimum" zwischen 7,67 und 8,77 Milliarden Euro anfallen würden. Autoren sind der Direktor des Berliner Informationszentrums für transatlantische Sicherheit, Otfried Nassauer, und der ehemalige Offizier Ulrich Scholz.
Die Greenpeace-Kalkulation stützt sich auf Angaben des australischen Rechnungshofs zu einem Beschaffungsvorhaben von F-18-Flugzeugen in Australien. Das Verteidigungsministerium will die überalterte Tornado-Flotte der deutschen Luftwaffe mit bis zu 93 Eurofightern sowie 45 F-18-Kampflugzeugen ersetzen.
Beschlussvorlage erst 2022 oder 2023
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte dazu im April deutlich gemacht, dass eine entscheidungsreife Beschlussvorlage erst für die Jahre 2022 oder 2023 erwartet werden kann. Das US-Modell F-18 soll als schon marktverfügbare Lösung für den elektronischen Luftkampf sowie die "Nukleare Teilhabe" Deutschlands an US-Waffen beschafft werden.
Das nukleare Abschreckungskonzept der Nato sieht vor, dass Verbündete im Kriegsfall Zugriff auf Atomwaffen der USA haben. Bislang stehen für diese Aufgabe in Deutschland die Tornado-Jets bereit.
Greenpeace: Verschwendung in Corona-Zeiten
Alexander Lurz, Abrüstungsexperte bei Greenpeace, sagte der "Süddeutschen Zeitung", der geplante Kauf der Maschinen sei "nicht nur abrüstungspolitisch ein verheerendes Signal, sondern in Corona-Zeiten eine Verschwendung bald knapper finanzieller Mittel".
Das Thema hatte auch innerhalb der schwarz-roten Koalition schon für Diskussionen gesorgt. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hatte im Mai gefordert, dass Deutschland die Stationierung von US-Atombomben künftig ausschließen solle. Regierungssprecher Steffen Seibert hatte sich im Namen der Bundesregierung allerdings klar zum Prinzip der atomaren Abschreckung bekannt. Auch Außenminister Heiko Maas (SPD) lehnte den Vorstoß seiner Parteifreunde ab.