Text 1: Reuters-Interview mit Oliver Meier, stellvertretender Leiter der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik bei der Stiftung Wissenschaft und Politik.
Quelle: Markus Decker, 25.02.17, REUTERS Berlin
REUTERS: Herr Meier, Donald Trump will atomar aufrüsten. Macht Ihnen das Sorgen?
Oliver Meier: Ja. Trumps Behauptung, die USA wären nuklear zurückgefallen, ist falsch. Bei den Atomwaffenarsenalen herrscht mit Russland in etwa Gleichstand. Die USA stehen zwar am Anfang eines
Modernisierungszyklus ihres Atomwaffenarsenals, während Russland seine Atomwaffen gerade überarbeitet. Aber kein Staat der Welt gibt so viel Geld für seine Atomwaffen aus wie die USA. Die USA und
Russland besitzen mehr als 90 Prozent der weltweit vorhandenen Sprengköpfe. Das sollte reichen...
REUTERS: Tatsächlich haben die USA rund 4000 einsetzbare atomare Sprengköpfe, Russland aber etwa 4500. Sind Trumps Äußerungen da aus der Perspektive einer Weltmacht nicht sogar nachvollziehbar?
Sogar Barack Obama hatte Russland ja als bloße „Regionalmacht“ bezeichnet.
Oliver Meier: Präsident Trump hat offensichtlich nicht begriffen, dass militärische Überlegenheit bei den Atomwaffen anders gemessen wird, als man gemeinhin denkt. In der Welt der nuklearen
Abschreckung ist strategische Stabilität erreicht, wenn man der anderen Seite glaubwürdig die gesicherte Vernichtung androhen kann. Die konkreten Zahlen sind zweitrangig. Das sollte ihm einer
seiner Berater dringend erklären.
Text 2: Deutschlandradio, Quelle: Deutschlandradio, 25.02.2017
Rüstungsexperte Oliver Meier im Gespräch mit Ute Welty
Als alarmierend wertete der Politologe zudem, dass Trump auch den seit 2011 geltenden New-START-Vertrag über die Abrüstung strategischer Atomwaffen als "schlechten Deal" offen infrage gestellt
habe. Als Folgen der Äußerungen Trumps lasse sich bereits eine tiefe Verunsicherung der Verbündeten beobachten und eine globale Aufwertung von Atomwaffen: Trump sende ein Signal in die Welt, dass
Atomwaffen nach wie vor legitime und wertvolle Instrumente der Außen- und Sicherheitspolitik seien. Dies würden andere Staaten in ihre Planungen einbeziehen: "Ich fürchte, dass wir hier neue
Rüstungswettläufe befördern werden", sagte Meier.
Text 3: Mannheimer Morgen, 25.02.2017, von Tobias Spang, Washington
Abrüstungsabkommen als „schlechten Deal“ bezeichnet.
Dominanz durch nukleare Überlegenheit.
Diesmal könnten die Äußerungen als Reaktion auf Berichte verstanden werden, wonach Russland unter Verletzung bestehender Abrüstungsvereinbarungen ("Intermediate-Range Nuclear Forces Treaty")
einen Marschflugkörper stationiert hat. Experten rätseln, ob Trump mit seinen Äußerungen darauf abzielt, das von Vorgänger Barack Obama mit Putin ausgehandelte Abkommen über die Begrenzung der
strategischen Atomwaffen ("New START") aufzukündigen. In seinem ersten Telefonat mit dem russischen Präsidenten hatte Trump das Abkommen einen "schlechten Deal" genannt.
Das "New START"-Abkommen sieht vor, dass beide Atommächte bis Februar 2018 ihre Bestände an Atomsprengköpfen im Gleichgewicht halten müssen. Nach Schätzungen der "Federation of American
Scientists" liegen die USA mit insgesamt 6800 atomaren Sprengköpfen knapp hinter Russland mit 7000 Sprengköpfen. Dieser kleine Vorsprung Moskaus besteht seit den 70er Jahren, hat aber nach
Aussagen von Experten strategisch keinerlei Bedeutung. "Kein amerikanischer Militärführer würde unsere Nuklearwaffen gegen das russische Arsenal eintauschen", meint John Tierney vom Zentrum für
Waffenkontrolle und Nicht-Verbreitung.
Text 4: Deutsche Presseagentur, 25.02.2017
...Trump belässt es nicht beim Gleichgewicht des Schreckens, mit dem die Welt während des Kalten Krieges zu leben gelernt hat. Er will, dass sich die nukleare Waagschale senkt – zugunsten der
USA, die nach dieser Logik mächtiger sein müssen als Russland und China zusammen. Abrüstung war gestern, Barack Obamas Ziel einer Welt ohne Atomwaffen ohnehin nur ein Traum. Trumps Ambitionen
werden jenen als Rechtfertigung dienen, denen der prestigeträchtige Besitz der Bombe als Ausweis nationaler Größe dient.
DER SPIEGEL - Von Veit Medick - Freitag, 20.01.2017
Donald Trump hat seine persönlichen Atom-Codes erhalten. Nuklearexperte Bruce Blair erklärt im Interview, wie die Übergabe abläuft, der US-Präsident die Codes einsetzen kann - und warum er vor
Trump furchtbare Angst hat.
Dr. Bruce Blair, Jahrgang 1947, ist Sicherheitsexperte und Fachmann für Nuklearfragen an der Universität Princeton. In den Siebzigerjahren kontrollierte Blair für die US-Armee das Prozedere
für den möglichen Abschuss von Atomwaffen. Sein Job war es, den Weg von Befehl des Präsidenten bis zum Start der Raketen virtuell durchzuspielen und zu gewährleisten, dass im Ernstfall sämtliche
Prozesse reibungslos verlaufen. Seit seiner Arbeit für die US-Armee gehört Blair zu den führenden nuklearpolitischen Kritikern in den USA. Im Wahlkampf trat er in einem Video von Hillary Clinton
auf und warnte eindringlich vor der Wahl Donald Trumps.
Donald Trump ist der 45. US-Präsident: Was macht der mächtigste Mann der Welt mit seiner Macht? Wie geht er mit dem sogenannten Atomkoffer um? Mit einer einzigen Entscheidung könnte Trump einen
Nuklearkrieg entfachen. Seine Aussagen dazu sind wie meistens nicht eindeutig. So sagte er im April vergangenen Jahres im Wahlkampf zwar, es sei ein "Horror, Atomwaffen einzusetzen". Er werde der
Letzte sein, der dies tue. Doch ergänzte er dann auch: "Aber ich werde es niemals ausschließen." Der Nuklearexperte Bruce Blair äußert sich im Interview über Trumps Atom-Allmacht:
SPIEGEL ONLINE: Mr. Blair, Donald Trump wird am Freitag vereidigt, kurz vorher erhält er wie alle neuen Präsidenten das hochgeheime Briefing zu den Nuklear-Codes. Was wissen wir über dieses
Briefing?
Bruce Blair: Mehrere Dinge. Wir wissen zum Beispiel, dass ihm in der Sitzung der sogenannte Nuklearkoffer präsentiert wird. Das ist eine Art mobile Kommandozentrale, die ein
Präsident im Fall einer Krise nutzen kann.
SPIEGEL ONLINE: Was befindet sich in dem Koffer?
Bruce Blair: Der Koffer enthält Unterlagen zu Amerikas geheimen Atomwaffenstandorten. Auch das Schwarze Buch mit festen Angriffszielen und verschiedenen Kriegsoptionen, aus denen
ein Präsident im Notfall wählen kann, befindet sich darin. Neben dem Koffer werden dem neuen Oberkommandierenden in der Regel auch seine persönlichen Nuklear-Codes überreicht. Und jemand, der
sich damit gut auskennt, erklärt ihm in Grundzügen, wie er sie nutzt. Die Codes sind äußerst wichtig. Will er den Einsatz von Atomwaffen befehlen, muss er sich gegenüber dem Pentagon vorher
zweifelsfrei identifizieren. Dafür sind sie gedacht.
SPIEGEL ONLINE: Am Morgen der Inauguration geht der neue Präsident also erst einmal die Einzelheiten eines Atomkriegs durch?
Bruce Blair: In der Regel nicht sehr intensiv. Kurz vor der Inauguration dürften die meisten Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren. Eine wirklich detaillierte
Erklärung über die unterschiedlichen Optionen erfolgt schon in der Übergangsphase. Im Nuklear-Briefing geht es eher um eine grobe Darstellung der Möglichkeiten. Jimmy Carter war bei seinem
Amtsantritt zum Beispiel genervt davon, dass die Broschüren im Koffer aus seiner Sicht viel zu lang waren. Er hat deshalb eine Ein-Seiten-Version in Auftrag gegeben, die einem Comic ähnelt.
Option eins, Option zwei, Option drei. So in der Art. Diese Version gibt es meines Wissens immer noch.
SPIEGEL ONLINE: Im Wahlkampf haben Sie betont, welch große Angst Sie davor haben, dass Donald Trump ins Weiße Haus einzieht. Sind Sie seit dessen Wahlsieg etwas weniger besorgt?
Bruce Blair: Nein. Trumps Finger auf dem Atomkoffer macht mir Angst. Ich habe keinerlei Vertrauen in Trumps Urteilskraft, was Krieg und Frieden angeht. Er
ist impulsiv. Er ist aggressiv, schlecht oder falsch informiert. Er weiß praktisch nichts über Atomwaffen oder internationale Beziehungen. Er ist ein Hitzkopf. Er denkt nicht. Er will nicht
lernen. Und ganz wichtig: Er hat gezeigt, dass er die Welt in Gewinner und Verlierer einteilt. Ganz ehrlich: Ich lebe in Angst. Ich fürchte, irgendwann trifft Trump eine schlechte
Entscheidung, was Atomwaffen angeht.
SPIEGEL ONLINE: Aber mal ehrlich: Ein Knopfdruck und schon fliegen die Atomwaffen in Richtung feindlicher Ziele - wie viel von dieser Vorstellung ist Science-Fiction?
Bruce Blair: Nicht viel, das ist ja das Problem. In der Nuklearfrage gibt es ein klar geregeltes Prozedere. Es ist dazu entworfen worden, im Zweifel schnell und effizient
reagieren zu können. Es ist unglaublich: Der Präsident hat eine Entscheidungsmacht, die die Zivilisation beenden kann. Vollkommen ohne Hürden.
SPIEGEL ONLINE: Wie muss man sich das konkret vorstellen?
Bruce Blair: Es gibt zum Beispiel das Not-Szenario des Telefonanrufs mitten in der Nacht, in dem ein Präsident von seinem Sicherheitsberater über einen drohenden Angriff auf die
USA informiert wird. Er hat dann maximal sechs Minuten Zeit zu entscheiden, wie er reagiert. Das Protokoll sieht vor, dass der Präsident mit seinen engsten Beratern konferieren muss sowie dem
leitenden Beamten des Kommandozentrums im Pentagon, dem sogenannten "war room".
Sollte der Präsident den Einsatz befehlen, muss der Pentagon-Beamte, der die Atomwaffenstandorte über die Entscheidung informiert, zunächst zweifelsfrei klären, ob es sich auch wirklich um den
Präsidenten handelt. Hier kommen die Codes zum Einsatz. Nach allem, was man weiß, geht das nach dem in Militärkreisen üblichen "challenge response" Verfahren. Der Pentagon-Beamte liest einen Teil
der Zeichenfolge vor, der Präsident muss das passende Äquivalent liefern. Dann geht es los.
SPIEGEL ONLINE: Ein nächtlicher Anruf ist noch nicht sehr häufig vorgekommen.
Bruce Blair: Es gibt ein zweites Szenario: Das einer längeren Konfrontation mit einem Staat oder einem Feind, in dem nicht ganz so hektisch entschieden werden muss und der
Präsident womöglich über Tage oder Wochen hinweg abwägt. Das mögen unterschiedliche Varianten sein. Aber der Punkt ist: Wenn eine Entscheidung getroffen ist, geht alles sehr schnell. Und die
Angriffsziele im Nuklearkoffer sind fest voreingestellt.
SPIEGEL ONLINE: Wo liegen die Ziele?
Bruce Blair: Viele Details sind geheim. Aber im Groben ist bekannt, dass allein 900 Ziele in Russland gespeichert sind, davon 100 in Moskau. 500 gibt es in China, 60 in
Nordkorea, 50 in Iran. Was er angreifen will, kann der Präsident allein entscheiden. Ein Ziel, oder einfach alle Ziele gleichzeitig. Es gibt niemanden, der seine Entscheidung verhindern kann.
Niemanden, der ein Veto einlegen kann. Übrigens auch nicht der Verteidigungsminister, wie manche glauben.
Gibt der Präsident sein Okay, geht alles seinen Gang. Die Kommandozentrale schickt einen kurzen Startbefehl, der praktisch zeitgleich an den jeweiligen Raketenstandorten ankommt. Dann werden die
Waffen innerhalb von einer Minute startklar gemacht. Das war jahrelang mein Job.
SPIEGEL ONLINE: Hoffentlich nur in der Theorie.
Bruce Blair: Ja, klar. Wir haben in dem Atomwaffenstandort, in dem ich gearbeitet habe, natürlich immer nur den Ernstfall geübt. Jeden Tag. Hunderte Mal. Immer das gleiche
Prozedere: Befehl. Startanweisung aus dem Pentagon. Wir öffnen den Safe. Wir holen unsere versiegelten Codes raus und vergleichen sie mit jenen Codes, die uns übermittelt wurden. Wenn die
übereinstimmen, starten wir auf dem Simulator die Atomrakete. Alles innerhalb von einer Minute. Das ist der Standard.
SPIEGEL ONLINE: Wie viele amerikanische Atomraketen sind aktuell einsetzbar?
Bruce Blair: Unterirdisch gibt es zurzeit 430 Atomraketen, die jederzeit startklar sind. Zudem schwimmen im Pazifik und im Atlantik noch einige U-Boote mit rund dreihundert
Raketen. Vom Befehl bis zum Abschuss würde es bei denen etwas länger dauern - rund 15 Minuten.
SPIEGEL ONLINE: Hat jede dieser Raketen ein Ziel?
Bruce Blair: Nein, jede Rakete hat viele unterschiedliche Ziele in ihrem Computer. Aber Teil des Ein-Minuten-Prozedere ist es, die Rakete auf die richtige Angriffsoption
einzustellen. Je nach Option fliegt die Rakete dann ein entsprechendes Ziel an. Es gibt drei unterschiedliche Arten von Zielen: Die Raketen könnten zur Zerstörung feindlicher Nuklearwaffen
verwendet werden, zur Zerstörung von Gebäuden der politischen Führung eines Landes oder der Waffenindustrie. Das muss man sich wie eine Menu-Option vorstellen. Ziel, Land, los geht's.
DPA | 23.12.2016 | Hier ein Zitate aus diesem Artikel |
Verschärfte Tonlage im Umgang mit Atomwaffen zwischen Russland und den USA. Der künftige US-Präsident Donald Trump erklärte am Donnerstag auf Twitter: „Die USA müssen ihre nuklearen Fähigkeiten erheblich verstärken, bis die Welt in Sachen Atomwaffen zur Vernunft kommt.“
Nach Angaben der MSNBC-Moderatorin Mika Brzezinski erklärte Trump in einem Telefonat mit ihr: „Dann lassen wir es eben einen Rüstungswettlauf werden.“ Diesen würden die USA ohnehin gewinnen.
Ob Trump mit seinen Worten auf vorherige Äußerungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Verteidigungsminister Sergej Schoigu reagierte, blieb zunächst unklar. Putin hatte laut der russischen Nachrichtenagentur Itar-TASS erklärt: „Wir müssen die strategischen Atomwaffen stärken und dazu sollten wir Raketen entwickeln, die in der Lage sind, jedes gegenwärtige und künftige Raketenabwehrsystem zu überwinden.“
Am Freitag bekräftigte Putin seine Aussage vom Vortag. Russland habe das Recht, seine Atomraketen weiterzuentwickeln...
SPIEGEL, 17.08.2016|Markus Becker | Hier ein Zitat aus diesem Artikel |
Das Ende der Welt kommt in wenigen Minuten. Daran hatten die Soldaten des US-Luftverteidigungskommandos Norad keinen Zweifel mehr, als sie in den frühen Morgenstunden des 9. November 1979 auf
ihre Bildschirme starrten. Diese zeigten, dass die Sowjets soeben 250 Atomraketen auf die USA abgefeuert hatten. Das Norad rief den Nationalen Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski an. Der
wusste: Präsident Jimmy Carter hat drei bis sieben Minuten Zeit, über einen Gegenschlag zu entscheiden. Dann würden die russischen Geschosse einschlagen und die amerikanischen Raketen in ihren
Silos vernichten.
Brzezinski verlangte eine Bestätigung. Beim zweiten Anruf waren es nicht mehr 250, sondern 2200 anfliegende Raketen. Brzezinski wollte gerade den Präsidenten informieren und ihm den
Vergeltungsschlag empfehlen, als ein dritter Anruf kam: Es war ein Fehlalarm. Jemand hatte Daten einer militärischen Übung in einen Warnsystem-Computer geladen.
Wie hätte Carter reagiert, wenn die Entwarnung nur ein wenig später gekommen wäre? Und wie würde ein US-Präsident Donald Trump in einer solchen Situation reagieren? Ein Mann, dessen Ehefrau über
ihn sagt, er schlage bei jedem Angriff zehnmal härter zurück?
Durch eine ganze Reihe umstrittener Äußerungen hat Trump in den USA für eine neue Debatte über Atomwaffen gesorgt: Ranghohe Politiker, Abrüstungs- und Militärexperten diskutieren mit Verve
darüber, ob die US-Nuklearstrategie noch zeitgemäß ist. Denn der amerikanische Präsident hat nach wie vor die Macht, mit einer einsamen Entscheidung die Welt in ein atomares Schlachtfeld zu
verwandeln. Kein Richter, kein Parlament und kein Minister hätten das Recht, eine solche Entscheidung zu stoppen. Der US-Militärfachmann Bruce Blair spricht von einer "nuklearen Monarchie".
"Ich werde es niemals ausschließen"
Sollte Donald Trump US-Präsident werden, hätte er auch die Allmacht über die amerikanischen Atomwaffen. Würde er sie wirklich einsetzen? Wenn ja, gegen wen? Eine Zitatsammlung.
"Wir führen jetzt eine längst überfällige Diskussion", sagt der US-Atomwaffenexperte Hans Kristensen. "Es ist verrückt, dass eine einzelne Person binnen Minuten über einen Vergeltungsschlag
entscheiden soll. Und erst recht will man keinen verrückten Präsidenten mit einer derartigen Macht haben."
Die Debatte zielt vor allem auf zwei Bestandteile des amerikanischen "Command and Control"-Systems:
• Die "Launch on Warning"-Strategie, die vorsieht, dass ein nuklearer Gegenschlag geführt wird noch während die feindlichen Raketen in der Luft sind.
• Die Möglichkeit eines nuklearen Erstschlags, den sich die USA weiterhin ausdrücklich vorbehalten.
Wie knapp die Zeit im "Launch on Warning"-Szenario ist, haben Fachleute der Washingtoner Nuclear Threat Initiative kürzlich in einer interaktiven Zeitleiste verdeutlicht. Demnach würde ein großer
Teil der höchstens 30 Minuten, die zwischen Start und Einschlag der russischen Raketen vergehen, von technischen Vorgängen verbraucht. Der Präsident müsste am Ende binnen rund fünf Minuten
entscheiden, ob er einen Vergeltungsschlag befiehlt - ohne zu wissen, ob alles vielleicht nur ein Fehlalarm ist oder er selbst nur noch wenige Minuten zu leben hat. Man stelle sich Trump in einer
solchen Situation vor, sagte seine Konkurrentin Hillary Clinton - "einen Mann, den man mit einem Tweet herausfordern kann".