Ein persönlicher Bericht
Sechs Brandenburger LINKE, 1200 Autobahnkilometer, 20 US-Atombomben in Büchel, 2 Stunden Blockade des Fliegerhorstes Büchel zum Dienstbeginn, 1 Stunde Mahnwache am Tor bei Dienstende. Das sind die Schlagzeilen unserer Friedensaktion in Büchel (Rheinland-Pfalz) vom 20.-22. Juli 2017. Unsere Aktion war eine von vielen Protest-Aktionen, die sich bereits seit 21 Jahren vor Ort abspielen. Die Friedensaktivisten vor Ort waren für unsere solidarische Aktion sehr dankbar. Wir waren die erste Delegation der Partei DIE LINKE, die geschlossen zum Protest angereist war. Bisher waren es nur einzelne LINKE, die sich dem Protest vor Ort angeschlossen hatten. Eine Friedensaktivistin aus Büchel berichtete über die Lage vor Ort, über bisherige Aktionen und bot ihre Unterstützung für unseren Protest an. Zur Auswahl standen z.B. eine Mahnwache am Haupteingang zum Flugplatz oder auch eine Blockade des Tors zum Dienstbeginn um 6 Uhr. Solche Blockaden haben in der Vergangenheit schon mehrfach stattgefunden, allerdings meist mit einer größeren Personenzahl. Wir waren nur sechs Personen, entschlossen uns aber trotzdem um 6 Uhr die Einfahrt von Bundeswehrangehörigen, US-Soldaten und zivilen Arbeitskräften zu blockieren. Die Aktion startete pünktlich und unangekündigt und verursachte natürlich ein gewisses Chaos. Unser Freund Frithjof aus Cottbus wurde von einem Kraftfahrer leider gleich zu Beginn bewusst angefahren, um so die Einfahrt zu erzwingen. Eine leichte Schürfwunde am Schienbein war die Folge. Hier soll es sich um einen einmaligen Vorfall gehnadelt haben, der so bisher noch nie vorgefallen war. Der Kraftfahrer entfernte sich nach dem Vorfall vom Ort des Geschehens. Circa 20 min nach Blockadebeginn traf ein Streifenwagen der Polizei vor Ort ein. Zwei junge männliche Beamten fragten uns, wer der Verantwortliche dieser Blockade sei. Wir antworteten, dass wir alle selbstverantwortlich wären. Danach wurden wir gefragt, ob wir auch die Nebentore an anderer Stelle des Flugplatzes blockieren würden. Dann wäre der Tatbestand einer Nötigung gegeben und man müsste unsere Personalien aufnehmen. Da eine Blockade der Nebentore von uns nicht geplant war, sicherten uns die Polizisten eine Umleitung der anfahrenden Fahrzeuge zu den Nebentoren zu. Allerdings waren sie überwiegend mit der Aufnahme einer Strafanzeige gegen den erwähnten Kraftfahrer beschäftigt. Gegen 8 Uhr beendeten wir die Blockade und das Haupttor war wieder frei. Danach erkundeten wir die wunderschöne Landschaft an der Mosel nd sahen uns insbesondere die Stadt Cochem und die Region der ehemaligen Vulkane in der Eifel an. Allerdings geht heute die Gefahr weniger von den Vulkanen als von den dort stationierten US-Atomwaffen aus. Für die Einwohner besteht eine trügerische Idylle in dieser schönen Landschaft. Vielen ist nicht bewusst, dass ihre Heimat im Falle einer atomaren Auseinandersetzung auch ein Ziel für russische Atomwaffen sein wird. Viele Einwohner im Ort Büchel arbeiten selbst in diesem Fliegerhorst. Manchem scheint der Arbeitsplatz hier wichtiger zu sein als alles andere. Das bekamen wir auch an einigen negativen Gesten der anrollenden Fahrzeuge während der Blockade zu spüren. Um 14 Uhr trafen wir wieder am Haupttor des Flugplatzes ein. Diesmal nicht für eine Blockade, sondern mit einer Mahnwache zur Verabschiedung der ins Wochenende ausfahrenden Fahrzeuge. Hier stellten wir zu unserer Freude fest, dass einige Kraftfahrer den erhobenen Daumen oder andere zustimmende Gesten zeigten. Auch vorbeifahrende Urlauber schicken positive Signale zu uns rüber. Ein ungarischer Motorradfahrer hielt bei uns an und sagte auf Englisch: „You are the heros oft the Worlds“ – „Ihr seid die Helden der Welt!“ Nachdem nun die Mehrheit der UNO-Staaten den Vertrag zum weltweiten Verbot der Lagerung, des Einsatzes oder der Drohung mit Atomwaffen unterzeichnet haben, müssen nun unsere weiteren Aktivitäten darauf gerichtet werden, dass Deutschland dem Vertrag beitritt und endlich auch Aktivitäten zum Abzug der Atomwaffen von deutschem Boden unternimmt. Konstantin Wecker, der am 15.7.2017 mit 400 internationalen Friedensaktivisten in Büchel demonstrierte, sagte es käme nicht zuerst darauf an einen Erfolg zu erzielen, sondern in erster Linie überhaupt etwas für den Erfolg zu tun – auch wenn dieser Kampf einen langen Atem braucht.