Fliegerhorst Büchel. Am Sonntag 2. Juni 2019 protestieren direkt vor dem Atomwaffenstützpunkt in Büchel/Eifel über 80 Menschen zum 31. Jahrestag des INF-Vertrages für die Erhaltung dieses Vertrag
über nukleare Mittelstreckensysteme (Intermediate Range Nuclear Forces).
Aufgerufen hatten die Naturfreunde Deutschland, Friedenswerkstatt Mutlangen, Aktionsgemeinschaft Dienst für Frieden, Kampagne Krieg beginnt hier, der friedenspolitische Arbeitskreis der SPD
Ostalb, das neue grenzüberschreitende Friedensnetzwerk QuattroPax und weitere regionale Friedensgruppen wie die AG Frieden Trier.
Silvia Bopp von der Friedenswerkstatt Mutlangen eröffnete den Abrüstungsbrunch: „Auf dem Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz sollen in den kommenden Jahren neue einsatzfähigere
US-Atombomben statt der bisherigen 20 Atombomben stationiert werden.
Diese aufgerüsteten Nuklearwaffen vom Typ B61-12 sollen im Kriegsfall von deutschen Piloten im Rahmen der NATO-Strategie der "nuklearen Teilhabe" Angriffe fliegen. Wir müssen uns gegen dieses
täglich drohende Damoklesschwert eines Atomkrieges einsetzen. Aktionen wie diese sind wichtig damit die Regierungen abrüsten.“
Aktivisten aus Mutlangen berichteten von ihrem erfolgreichen Engagement in den 1980er Jahren gegen die Pershing 2 und wie wichtig der Fortbestand des INF-Vertrags ist, um ein atomares Wettrüsten
zu verhindern.
Carola Moser und Verena Griesshaber, Teilnehmerinnen der deutschen Jugenddelegation bei den Vereinten Nationen in New York berichteten von ihren Erfahrungen bei der vorbereitenden
Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrags Anfang Mai: „Es fehlt der politische Wille bei den Entscheidungsträgern eine atomwaffenfreie Welt zu schaffen. Die Zukunft der kommenden
Generation ist durch die neuen Atomwaffen in Gefahr.“ In Einzelgesprächen mit Diplomaten aus Deutschland, Russland und den USA forderten sie nicht nur den Erhalt und die Erweiterung des INF-
Vertrages, sondern den Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag.
Raymond Becker von der luxemburgischen Friedensplattform sprach für Quattropax und erinnerte eindrücklich an die Gefahren eines Atomkrieges für Europa und die ganze Welt.
Friedenslieder, eine Samba-Trommelsession, ein gemeinsamer Tanz, eine friedenspolitische Wanderung der Naturfreunde mit Kulturbeiträgen sowie Reden begleiteten die abwechslungsreiche
Friedenstafel direkt vor dem Haupttor zum Fliegerhorst, die mit einem „Keine Atomwaffen-Kaffee“ endete. „Ein sonnig friedliche Stimmung und ein klares politisches Signal für Abrüstung mit der
Aufforderung an die Bundesregierung das UN-Atomwaffenverbot zu unterzeichnen“ resumiert Markus Pflüger von der AG Frieden Trier und der Kampagne Kriegt beginnt hier die Protestaktion.
Die Aktionspräsenz der Friedensbewegung gegen die 20 Atombomben in Büchel dauert 20 Wochen und endet am Nagasaki-Gedenktag 9. August 2019. Ab Juli 2019wird ein Friedenscamp durchgeführt,
beteiligt sind auch Menschen aus den USA und dem europäischen Atomwaffen-Widerstand. Für den kirchlichen Aktionstag am 7. Juli 2019 hat die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann zugesagt.
Alle Fotos: copyright Marion Küpker, gaaa.
Schwäbisch Gmünd 18.6.2016: Pressehütte Mutlangen wagt den Kunstgriff vor dem Atomwaffendepot in der Eifel
Nach Ankunft der Mutlanger Bezugsgruppe am Haupttor des Atomwaffenlagers in Büchel in der Eifel ging es sehr zügig mit Banner, Hammer, Holz und Akkuschrauber ans Werk. Es dauert keine 1,5
Stunden, da haben die 6 AktivistInnen am Verkehrskreisel vor dem Haupttor des Fliegerhorstes eine stabile, 46 Meter lange Ausstellungsfläche um die Verkehrskreisel gebaut.
Ab 17.00 Uhr, rechtzeitig zum Feierabend vieler militärischer und ziviler MitarbeiterInnen des deutschen Tornadostützpunkts, ist für die Verkehrsteilnehmer rund um den Atombombenstützpunkt eine
fundierte Ausstellung zu den Atomwaffenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki zu sehen. Darüber hinaus skandalisieren große Banner die bestehenden Verstrickungen des Atomwaffenstandorts mit
aktuellen internationalen und wirtschaftspolitischen und sozialgesellschaftlichen Konfliktfeldern.
Christa Schmaus und Albert Seitzer stellen im Gespräch klar: "Die Geldmassen, die in die laufende Aufrüstung der Atomwaffen in Büchel gesteckt werden, könnten den Hunger in der Welt beseitigen, und dadurch wären Fluchtursachen wirklich zu bekämpfen.“
Silvia Bopp betont, dass der Einsatz deutscher Tornados aus Büchel im Syrieneinsatz den Kampf gegen den Terrorismus schwächen wird. Menschen werden in der Not zu Terroristen. Wo Auslandeinsätze
mit Beteiligung der Bundeswehr durchgeführt werden, ist der Terrorismus gewachsen. Denn notleidende Opfer des Krieges können leichter rekrutiert werden.“
Nachdem am zweiten Tag der Mahnwache ein Bus mit SchülerInnen winkend in den Fliegerhorst einfuhr, waren sich die AktivistInnen einig, den Bus zu blockieren, falls er wieder rausfährt. Wenn Schulklassen, an ein Atomwaffenlager fahren, um den einseitigen Berichten des Militärs ausgesetzt zu werden, dann ist es wichtig, dass dies ein freiwilliges Angebot für die Jugendlichen ist. Die DemonstrantInnen hätten gerne mit den Betreuungspersonen der SchülerInnen über den Beutelsbacher Konsens diskutieren. Lotte Rodi betont: "Was in der Gesellschaft kontrovers diskutiert wird, muss auch in der Schule kontrovers erläutert werden. Die Besichtigung unserer Ausstellung wäre eine gute Gelegenheit für die PädagogInnen gewesen diesen Grundsatz praktisch umzusetzen.“
Leider gab es für die DemonstrantInnen keine Gelegenheit, dieses Vorhaben umzusetzen. Die Schulklasse wurde solange die Proteste vor Ort waren nicht mehr in der Nähe des Haupttors gesehen.
Die Resonanz der Menschen, die die Proteste der Mutlanger Bezugsgruppe gesehen haben, hätten unterschiedlicher nicht sein können. Während die einen den AktivistInnen den Vogel zeigten, fuhren andere mit erhobenen Daumen und einem Lächeln extra langsam an der Mahnwache vorbei. Manche führen zwei Mal um den Kreisverkehr, um genauer zu schauen. Einige wenige sind sogar zu Fuß gekommen, um sich die Ausstellung anzusehen. Während manche Passanten schreiend androhten, die Straßenmeisterei zu holen, beteuerte ein Mitarbeiter des Fliegerhorst seine Solidarität und benannte, dass er keine Atomwaffen wolle, obwohl er am Fliegerhorst arbeitete.
Am 16. Juni 2016 um circa 11 Uhr ordnete die Straßenmeisterei Cochem den Abbau der Ausstellung an, obwohl es sich um eine angemeldete Mahnwache handelte. Die AktivistInnen entschlossen sich aber,
den geplanten Zeitplan beizubehalten. Erst am Nachmittag wurde alles wie geplant abgebaut. Das Gerüst kann in Büchel noch anderen AktivIstInnen von gutem Nutzen sein. Die Mutlanger Proteste
fanden im Rahmen der bundesweiten Aktion "20 Wochen Aktionspräsenz gegen 20 Atombomben - für eine atomwaffenfreie Welt" statt.
Zum Nagasaki-Gedenktag, 9. August 2016, wird sich erneut eine Mutlanger Bezugsgruppe an dem gewaltfreien Widerstand beteiligen. Dann werden sie gemeinsam mit jungen Menschen aus aller Welt, einem internationalen Workcamp, nach Büchel reisen. Wir von der "Mutlanger Pressehütte" vernetzen uns dann unter dem Motto "Büchel ist überall- atomwaffenfrei jetzt!" mit Menschen weltweit, die für eine Welt ohne Atomwaffen kämpfen.
Unser Mut wird langen - nicht nur in Mutlangen!